Freitag, 4. Juni 2010

Wo keine Party ist wird sie gemacht!

Mittwoch Abend, halb sieben. Das Handy klingelt, K. ist dran.
Bisher habe ich nicht damit gerechnet, dass heute noch etwas erwähnenswertes passiert, bin aber auch nicht abgeneigt.
K. wollte ich sowieso noch anrufen, dass ist seit mindestens zwei Wochen überfällig. Er fragt mich, ob ich Lust habe, etwas zu unternehmen. Ich sage klar, das wäre eine durchaus willkommene Abwechslung. K. ist hocherfreut, berichtet mir von einem Telefonat mit D..
D. will auch was starten, aber genaueres haben beide noch nicht ausgemacht, K. wollte erst mit mir sprechen. ich sage, D.? Oh Gott, das soll wieder was geben, wenn wir mit der alten gescheiterten Existenz losziehen. K. sagt, wieso, feiern kann man mit dem super, und ich muss ihm zustimmen.
Wir verabschieden uns zwecks genauerer Absprache, K. will D. nochmal kontaktieren.
Fünf Minuten später habe ich ihn erneut an der Strippe, D. meint, wir können zu ihm kommen, sollen aber Alkohol mitbringen. Kein Thema, hätten wir so oder so gemacht. Ich erkundige mich nach sonstigen Gästen (Frauen??), K. meint ich bräuchte mir keine Sorgen machen, in letzter Zeit wäre bei D. immer was los. Also gut.
Wir verabreden uns zu viertel nach acht, dann will K. mich abholen. Das passt mir ganz gut, Zeit genug, noch ein wenig zu entspannen und dann zu duschen und mich fertigzumachen.
Das Wetter ist super und ich habe in weiser Voraussicht Weizenbier kaltgestellt. Nun ist es Zeit für das erste, und ich genehmige es mir auf dem Balkon und genieße dabei die Luft des warmen Frühsommerabends. Danach gehts mit der nächsten Flasche Bier unter die Dusche.
K. ist ziemlich pünktlich da, wir sitzen noch kurz im Wohnzimmer, quatschen über dies und das und rauchen eine Zigarette, danach gehts zum Supermarkt. Drei Minuten später sind wir mit einer Kiste Bier auf dem Weg zu D.
-
Man sollte meinen, in Kleinstädten gibt es kein Ghetto.
In meiner Kleinstadt gibt es eins. Circa 15 Mehrfamilienhäuser ohne Hausnummern liegen der Stadt ungefähr einen Kilometer vorgelagert, man könnte sagen mitten in der Bauernschaft, und sie versprühen den Charme eines Kuhfladens. Die Wohnungstüren in den Häusern haben keine Namensschilder, die Flure sind versifft und stinken, und das einzige, was fehlt, sind aufgerissene gelbe Säcke.
-
D. wohnt in einem dieser Häuser unterm Dach, und seine Wohnung sieht so aus wie der Flur - dreckig, schmucklos, und ohne Liebe eingerichtet. Vormals hat sein Bruder noch mit ihm dort gewohnt, inzwischen hat er einen neuen Mitbewohner, den ich noch nicht kannte. Die beiden sitzen in einem der üppig ausgestatteten Zimmer und hören laute Musik. Außerdem haben sie ein Grinsen aufgelegt, dass auf den Genuss von ... irgendwelchen Substanzen hindeutet. Außerdem ist D's kleine Schwester da, die immerhin nüchtern aussieht (und es auch ist).
Im Zimmer stehen zwei Couchen, ein gammeliges Bett, ein Glastisch, die Anlage und ein Fernseher. Die Wände sind in einem hässlichen hellen gelb gestrichen.. oder sie waren weiß, und ausgiebiger Tabakkonsum hat sie gefärbt. Ich will es gar nicht genau wissen. In der Dachschräge sind Löcher, die ich einem von D's häufigeren Gewaltausbrüchen zuschreibe.
Die beiden erzählen uns, dass sie bereits seit Donnerstag, ja, seit ungefähr einer Woche, am Feiern sind und in der vorherigen Nacht das erste Mal seit besagtem Donnerstag geschlafen haben. K. amüsiert sich darüber köstlich, er war an dem Donnerstag dabei.
D. redet ziemlich viel mit ziemlich wenig Inhalt, was mich nicht sonderlich überrascht. Ich tröste mich mit Bier und hoffe, dass noch mehr Leute auftauchen oder wir später noch die Location wechseln. Es läuft Electrohouse, und ich bin absolut noch nicht in der Stimmung dafür und teile laut mit, dass ich mir den Arsch ablangweile.
K. sagt, ich soll lieber noch ein Bier trinken, und überhaupt, die Mucke sei doch geil und es solle wohl noch abgehen. D. meint, es wäre wohl Zeit für ein wenig Amphe, damit wir auch mal etwas auf Touren kommen und holt einen Spiegel. Er macht vier Lines Speed fertig und versichert uns, dass er später noch Nachschub bekommt, was K. freut, der will nämlich auch welches haben.
Ich sage nicht nein zu der Nase, hab aber kein Interesse mir selbst etwas zu kaufen.
In der nächsten Stunde langweile ich mich weiterhin, außer K. ist niemand da, mit dem ich mich unterhalten kann. D. und sein Mitbewohner reden ununterbrochen gequirlte Scheiße, Zitat D.: "Ich schreib Mein Kampf Teil zwei und dann sind alle gefickt!"
Wer meint, dass so etwas mehr als Schwachsinn ist, hat recht. Zusammenhang? Es gibt keinen. So etwas lässt D. einfach raus, um irgendetwas krasses zu sagen. Zum Glück kenne ich ihn und kann es einfach ausblenden. Der Abend wird immer unerfreulicher.
Dann, endlich, stehen Leute vor der Tür: M. und seine Freundin, oder eine Freundin, so sicher weiß ich das nicht. Die beiden kenne ich, vor allem mit M. verstehe ich mich schon seit längerer Zeit sehr gut. Beide sehen etwas strahlig aus, vor allem Sie (nennen wir sie F.), aber immerhin deutlich fitter als D. und sein Mitbewohner.
F. hat riesige Pupillen und zuckt ununterbrochen nervös, schaut in alle Richtungen gleichzeitig, und wäre mir wohl in jeder anderen Situation tierisch auf die Nerven gegangen. So ist es mir egal, ich trinke Bier und unterhalte mich mit M. und K.
Die beiden erzählen, dass sie gleich nochmal zu einem anderen Bekannten wollen, da die noch Pepp bestellt haben, K. horcht auf und bestellt sich direkt auch ein Gramm. Bevor die beiden aufbrechen kippen sie aber noch ihren Rest auf den Spiegel, ein ordentliches Häufchen, und lassen ihn rumgehen. Ich mache mir eine meiner Meinung nach ziemlich ausreichende Line fertig und ziehe. Rechtes Loch, linkes Loch, Augen auf, aufgestanden, hingesetzt, Bier trinken. Dann sehe ich, was sich M. und F. ziehen und muss schlucken - ok, mein Konsum scheint wohl harmlos im Vergleich dazu.
Dann hauen die beiden ab und die nächste Stunde verläuft harmlos, Musik hören, labern, Bier trinken, Mails schreiben ('Wo bleibt ihr?')
-
Als M. und F. wiederkommen, bin ich eigentlich schon ziemlich angetrunken, bewusst ist mir das aber nicht. Im Vergleich zu den Anderen bin ich fast noch nüchtern.
Die Gespräche werden wirrer, aber ich amüsiere mich ziemlich gut, M. und ich reden lange über Skateboardfahren und irgendwelche anderen Dinge. Die Witze, die in die Runde erzählt werden, nehmen sexuelleren Charakter an, und ich bemerke, dass ich entweder noch in die Stadt möchte, oder irgendwo andershin, auf jeden Fall muss irgendetwas passieren.
K. und ich reden über unseren ersten Acidtrip zwei Jahre zuvor. Das war ziemlich lustig und wir haben es seitdem nicht wiederholt. M. sagt, in wär das doch kein Thema etwas klarzumachen und die Qualität wär auch super.
K. und ich gucken uns an und kommen beide auf die Idee, dass heut doch mal wieder so eine Nacht wäre. D. und sein Mitbewohner werden sofort hellhörig und wollen auch. Ich erkundige mich genauer nach Preislage und Qualität, bestrichen oder getunkt, frage ich. Getunkt. OK, sage ich, wenn dann teilen wir uns eins. Insgesamt wollen wir also gerne zwei Tickets haben.
M. verschwindet im Nebenzimmer um zu telefonieren, kommt wieder und sagt, scheiße, geht immer, aber heute ist niemand zu erreichen. Wir scheißen drauf.
Inzwischen läuft der Spiegel zum xten Male im Kreis und meine Nase ist so frei als hätte ich sie mit Nasivin gespült. Ich habe immer weniger Lust auf die heruntergekommene Wohnung, aber noch ist Bier da, und außerdem ist mit M. tatsächlich ein intensives und spaßiges Gespräch im Gange, trotz allem Konsums. Ich bekomme richtig Bock, mal wieder Sport zu machen, denn darum dreht sich das Gespräch. Außerdem will das Amphetamin in meinem Blut wohl auch, dass ich mich irgendwie betätige.
-
Es muss gegen 12 sein, als wieder Leute vor der Tür stehen. Diesmal kenne ich sie nicht, es sind E. und ihr Mitbewohner S., ich bin trotzdem begeistert, es passiert etwas, und 50% der Neuankömmlinge sind weiblich. Ich finde E. irgendwie attraktiv, vielleicht wegen ihrer roten Strähnchen, ich mag rote Haare. Dass ich inzwischen schon soviel Bier getrunken habe, dass ich wohl jede halbwegs ansehnliche Frau attraktiv fände, ist mir natürlich nicht bewusst.
Die beiden haben auch Alkohol mitgebracht, Vodka, allerdings ist nicht mehr sehr viel davon übrig und mit Fanta gemischt. Ich lehne dankend ab, und S. trinkt im Laufe der nächsten 90 Minuten den größten Teil davon.
Es stellt sich heraus, dass S. ein ziemlich netter Bursche ist, nicht so ein Horst wie D., nur gerade ziemlich betrunken. Ich unterhalte mich eine ganze Zeit mit ihm, bevor ich wieder mit M. quatsche und dann irgendwann auch anfange mit E. zu flirten.
K. findet F. nett - mindestens, und die beiden verziehen sich ins Nebenzimmer, erstaunlicherweise tatsächlich nur zum Reden. Eine halbe Stunde später fängt S. plötzlich an, usbekisch zu sprechen, zumindestens hört es sich so an. Niemand versteht etwas. Er steht auf und fällt beinahe in den Glastisch. Offensichtlich ist der Vodka angekommen. Wir verfrachten ihn ins Bett im Nebenzimmer und machen uns über ihn lustig. Inzwischen ist es drei Uhr und ich will immer mehr weg, woran das Speed natürlich seine Mitschuld trägt, aber in diesem Loch will man auch nüchtern keinen ganzen Abend verbringen. Grade dann nicht, denke ich mir.
Ich schlage also mal wieder vor, in die Stadt zu gehen. Es ist zwar Mittwoch, besser gesagt Donnerstag früh, aber da Donnerstag ein Feiertag ist, habe ich die Hoffnung, dass zumindest der einzige Laden, der clubähnlich ist, aufhat. K. hat auch Lust, loszuziehen, und M. und F. wollen sich anschließen. E. will auch, wird aber durch ihren schlafenden Mitbewohner gehindert.
-
Wir machen uns auf den Weg. Zwischen Tür und Angel gibt mir E. noch ihre Handynummer ('Meldet euch bitte noch, oder ich melde mich, will auf jeden noch was machen'), ich gebe ihr meine, sie küsst mich auf den Mund, ich bin etwas baff, aber gehe dann zu den anderen nach draußen. Keiner hat etwas mitbekommen, und ich bin noch klar genug um froh darüber zu sein.
Wir machen uns auf den Weg in die Stadt. Aufgedreht wie wir sind reden wir die ganze Zeit, über alles mögliche, vor allem lästern wir über D. und seinen 'Lebensstil'. Dann fangen K. und M. an, mir Geschichten über E. zu erzählen. Sie sei verheiratet, Mutter, lebe in Trennung, die Scheidung läuft und sie ist von einem anderen Typen ein zweites mal Schwanger. Ich denke: Ach du scheiße. Und: Schlampe?!
-
Als wir in der Stadt sind, hat außer einer Kneipe alles zu. Wir entscheiden uns, zum Freibad zu laufen, dort soll ein Zelt stehen und 'ne Fete laufen. Auf dem Weg bekomme ich mehrere SMS von E. ('Ihr müsst euch auf jeden Fall melden, ich will noch was machen, die Nacht ist noch jung' etc.)
Auf dem Weg machen wir noch ein oder drei mal halt und ziehen Speed von irgendeinem Personalausweis. Als wir um zwanzig vor 4 am Zelt ankommen, ist die Party schon gelaufen, es stellt sich heraus, dass es ein Schützenfest war, und dementsprechend tummeln sich im Zelt hauptsächlich betrunkene junge Leute. Ich treffe einen Bekannten, der den Arsch so richtig voll hat, deshalb ist eine Unterhaltung leider nicht wirklich möglich. Wir trinken alle ein Bier und machen uns wieder auf den Rückweg. Ich kontaktiere E., denn wir haben alle noch keine Lust nach hause zu gehen. Es kommt nichts zurück, aber man weiß ja wo sie wohnt und wir machen uns auf den Weg zu ihr. Inzwischen wird es wieder hell, und ich bin total fasziniert, denn es ist erst kurz nach vier.
-
Eine halbe Stunde später stehen wir vor ihrer Tür, inzwischen ist es schon wieder fast taghell. Es verspricht, ein ebenso toller Tag zu werden wie der Mittwoch. Wir klingeln, niemand öffnet. Ich schaue auf mein Handy, zehn Minuten vorher hat sie geschrieben, dass wir uns einfach melden sollen. Komisch. Ich rufe sie an, und beim 4. Versuch geht sie auch endlich ran.
Sie ist bei Verwandten, von D. war sie mit S. schon eine halbe Stunde nach uns abgehauen. Jetzt hat sie mit S. zu kämpfen, denn dem geht es immer noch beschissen. Wer noch mit uns unterwegs sei, ich sage es ihr, sie sagt, bei ihr gehe nur mit wenigen Leuten, K. und ich seien ok. Sie will sich melden, wenn sie auf dem Heimweg ist. Ok. Ich lege auf und erzähle den anderen, was Sache ist. M. und F. sind enttäuscht, und ich finds auch etwas kacke, da ich grad mit M. gern noch weitergefeiert und gequatscht hätte.
Wir machen uns alle zusammen auf in Richtung Stadt, M. und F. müssen noch ihre Fahrräder von D. abholen, K. und ich machen uns auf einen anderen Weg: zu mir. In meinem Kühlschrank ist noch Bier, und außerdem hab ich noch Gras zuhause und den Drang zu Kiffen.
-
Um fünf Uhr sitzen K. und ich in meinem Wohnzimmer, er trinkt Weizen, ich Pils, und ich rauche eine Pfeife. Mein Mitbewohner kommt durch die Tür, ich frage, ob wir ihn geweckt haben, nein, er war erst kurz vorher ins Bett gegangen und will mich auf Gras anschnorren. Ich gebe ihm was und quatsche weiter mit K. Kurze zeit später meldet sich E.: Sie und S. seien jetzt ganz in der Nähe meiner Wohnung. Also machen wir uns wieder auf den Weg.
Fünf Minuten später treffen wir die beiden. S. sieht übel aus, aber er kann wieder sprechen und ist auf dem Wege der Besserung. Gut!
E. erzählt, was sie getrieben hat, während wir weg waren, S. fragt, ob er peinliche Dinge gemacht hat, ich gebe Entwarnung. Außer Torkeln und Lallen war ja nichts gewesen.
-
Kurz darauf kommen wir an E's Wohnung an. Ich muss lachen, in der Wohnung hatte vorher ein anderer meiner Bekannten gewohnt. Dann bin ich erstaunt, denn jetzt sah die Wohnung doch erheblich wohnlicher und gemütlicher aus als damals. Wir machen es uns im Wohnzimmer bequem und hören Musik. E. kocht Kaffee, K. und ich machen die Alleinunterhalter, reden ohne Atempause über einfach alles, was uns einfällt. Irgendwann will mir E. die Wohnung zeigen, nimmt mich mit ins Schlafzimmer. Ich ahne einen Annäherungsversuch und werde überrascht: Sie erzählt mir von ihrem Noch-Mann, ihrem Sohn, ihrem neuen Freund, Problemen und jede Menge mehr. Ich höre höflich zu und kommentiere an den richtigen Stellen. Aber meine Aufmerksamkeit wird von etwas Anderem gefesselt: auf ihrer linken Wange erblüht ein dicker Pickel. Es scheint mir, als würde er beim draufschauen wachsen, als pulsiere er, er nimmt in meinen Augen das ganze Gesicht ein, und ich habe Angst, dass er platzt und ich in einer Flutwelle aus Eiter ertrinke.
Ich frage mich, wie ich diese Frau wenige Stunden vorher noch attraktiv finden konnte. K. und S. stecken ihre Köpfe durch die Tür, Kontrollblick. Wir sagen, dass wir gleich wieder rüberkommen, und tun dies auch wenige Minuten später.
-
Jetzt trinken wir bis ungefähr zehn Uhr Kaffee und reden über Belanglosigkeiten. Wir konsumieren weiter und stellen fest, dass wir gern noch mehr Bier hätten. Also machen wir uns auf zum nächsten Kiosk und besorgen Nachschub. Danach gehts wieder zurück zu E.
In den Stunden darauf vertilgen wir alles: Bier, Speed, Tabak. Und trinken dabei Kaffee.
S. fängt irgendwann an, Xbox zu spielen, ist nicht mehr in der Lage, sich an der Konversation zu beteiligen. E. beschäftigt sich mit ihrem Rechner und macht Musik, ist auch ziemlich still. Ich versuche mehrfach, sie ins Gespräch einzubinden, ohne Erfolg. Irgendwann gebe ich es auf.
K. und ich finden allerdings kein Ende. Wir reden Nonstop, kommen von einem Thema aufs nächste, von ernsten Themen zu Fußball und Hollywood-Schauspielern. Ab Mittags merke ich, dass meine Stimme schlappmacht: Mein Hals ist dick, ich werde heiser und kann immer schlechter sprechen. Das hatte ich schon seit langem nicht gehabt und finde es in dem Moment ziemlich witzig.
Um 14 Uhr kommt der aktuelle Freund von E., der wohl zwei Tage lang verschwunden war und sich nicht gemeldet hatte. Wir registrieren es, E. verschwindet mit ihm für eine Weile ins Schlafzimmer, K. und ich machen weiter mit unserem Gespräch. Wir können auch nicht aufhören.
-
Um 15 Uhr sind die letzten Reste weg, und wir wollen raus, allein, um das Wetter zu genießen. Bis auf meinen Hals fühle ich mich immer noch topfit. Wir laufen durch die Innenstadt zu D., denn K's Fahrrad ist noch dort. Danach gehts zu mir, gegen 5 sind wir endlich da. Und immer noch fit. Es ist niemand zuhaus, und wir setzen uns auf den Balkon, rauchen, reden immer noch weiter und trinken Wasser. Inzwischen habe ich echte Probleme beim sprechen, und jede Zigarette schmerzt. Aber ich kann weder aufhören zu reden, noch kann ich den Drang zu rauchen ignorieren.
Wir sitzen dort ziemlich lange Zeit, und irgendwann sagt mir K., dass es inzwischen schon halb 9 Abends sei und er bald nach Hause aufbrechen wolle. Ich hab überhaupt kein Zeitgefühl mehr, bekomme aber langsam Hunger. Gegen 9 haut K. dann ab. Ich bin immer noch fit und mache mir eine Kleinigkeit zu essen. Danach stelle ich fest, dass Fußball läuft und gehe in mein Zimmer, um das Spiel zu schauen. Nach dem Abpfiff schlafe ich beinahe ein; da ich aber nicht mitten in der Nacht wach werden will stehe ich nochmal auf und geselle mich zu meinem Mitbewohner ins Wohnzimmer. Ich finde immer noch kein Ende und rauche den Rest meines Weeds. Trotzdem bleibe ich jetzt beim Fernsehen wach.
-
Als ich schließlich ins Bett gehe, ist es Freitag Morgen, 2 Uhr. Ich bin 44 Stunden wach, kann nicht mehr sprechen und spüre langsam jeden Knochen meines Körpers. Immerhin schlafe ich innerhalb von Sekunden ein.
-
Am nächsten Tag bin ich um 11 Uhr wach, und es geht mir super. Ich habe keinen Kater, weder körperlich noch psychisch. Ich werde später sogar tatsächlich noch Sport machen gehen.
Ich habe total übertrieben, und die Quittung blieb aus. Nun ja.. Es kann ja nicht immer alles schlecht sein.

alles neu

ok, das konzept, dass ich mir überlegt hatte, halte ich nicht durch. sterben lassen will ich den blog auch nicht. also gibts geschichten aus meinem leben. total real oder zu 95% erstunken und erlogen. meist irgendwo dazwischen. wobei mein lifestyle halt hin und wieder verrückt genug ist... aber was ihr glaubt, liegt bei euch.
also, dann werd ich mal jetzt ein süppchen kochen. also an einem ersten bericht feilen.
gruß an euch, meine geschätzten leser!

Freitag, 26. März 2010

Einsamer Abend ohne Fernsehen

Zutaten für eine Person:

2 Flaschen Rotwein
alternativ
5 große Flaschen Bier

1 Gramm Haschisch oder Marihuana (bei niederländischer Quelle evtl. weniger)

1 Beutel Tabak
alternativ
1 Schachtel Zigaretten

1 CD oder LP The Cure - Disintegration
1 CD oder LP Nirvana - unplugged in New Yourk
1 CD oder LP Alice in Chains - unplugged
1 CD oder LP Radiohead - OK Computer

immer gut ist auch ein Internetzugang.


Zubereitung:

Die erste Flasche Rotwein entkorken, alternativ die erste Flasche Bier öffnen. Ich tendiere meist zu Viala, der ist preislich und geschmacklich zu empfehlen, und falls auf Bier ausgewichen wird Krombacher. Beim genießen der ersten Schlücke eine Zigarette anzünden. Die Disintegration einlegen und möglichst laut aufdrehen. Nach beenden der Zigarette einen Joint bauen, hierzu möglichst große Blättchen verwenden, Smoking Slim oder die entsprechenden OCB's. Wasserpfeifenliebhaber können natürlich gerne ihre Bong benutzen. Danach ist die Mischung jedem selbst zu überlassen, ich lande meist nach The Cure bei Radiohead.
Spätestens zur Entkorkung der zweiten Flasche Wein wird Nirvana eingelegt. Die Stimmung sollte langsam zwischen Hoch und Tief pendeln. Bei "Something in the way" oder "Plateau" dürfen gerne ein paar nostalgische Tränen vergossen werden. Alice in Chains sollte konsumiert werden, falls die Melancholie noch nicht ganz gar ist. Ansonsten kann man nun bei einem weiteren Joint seine Alben-Sammlung durchforsten oder auf youtube oder last.fm nach der Musik für die passende Würze gesucht werden.
Falls man inspiriert wird, kann man nun selbst Musik machen oder ein paar Zeilen schreiben, ansonsten genießt man die Musik, bis Wein und Rauchkraut aufgebraucht sind oder man einfach so ins Bett gehen möchte.

Zubereitungszeit: Ein Abend (ca. 5 Stunden)
Schwierigkeitsgrad: Einfach
Nebenwirkungen: Trunkenheit, evtl. Depression, evtl. Antriebslosigkeit, evtl. Kater am nächsten Morgen
Kosten: Zwischen 10 und 15 Euro
Fazit:
Wenn man alleine ist, sich aber nicht mit nüchternem Herumsitzen abfinden kann, ist das Rezept absolut zu empfehlen. Ob man sich in Melancholie und Weltschmerz suhlt oder die Welt umarmen möchte, während man alte Schätze aus der Musiksammlung wiederentdeckt, ob man apathisch einfach konsumiert oder sich inspirieren lässt, der einsame Abend ohne Fernsehen gehört zu jedem exzessiven Lebensstil dazu, mal seltener, mal häufiger.